Valentinstag: Wie es sich 24 Buchstaben in liebt
Gegenseitige Wertschätzung hält die Liebe lebendig. Der Valentinstag ist ein idealer Zeitpunkt, um zu Stift und Papier zu greifen und der oder dem Liebsten einen Brief zu schreiben.
Egal ob Lächeln, Gespräche oder Berührungen: Zu Beginn einer Beziehung sind die Begeisterung und das Interesse für einen neuen Partner in jeder Hinsicht groß. Im Lauf der Zeit vertiefen sich die Gefühle. Gleichzeitig schleicht sich eine gewisse Gewöhnung und Selbstverständlichkeit ein. „Die Liebe kann im Alltag leicht untergehen. Deshalb sollte man sich regelmäßig bewusst macht, was man einander bedeutet“, rät Michael Diaz, Paartherapeut aus Regensburg. Das kann mit netten Worten, kleinen Aufmerksamkeiten und regelmäßiger Zeit zu zweit geschehen. Zu besonderen Anlässen wie dem alljährlichen Valentinstag darf es aber auch etwas mehr sein.
Die Spuren im Brief
Eine SMS oder WhatsApp-Nachricht sind schnell geschrieben, gelesen und irgendwo im Handy abgelegt oder gar gelöscht. Bei einem Brief jedoch ist alles anders. Eine Briefzeile entsteht nicht in der Schlange an der Kasse im Supermarkt. Stattdessen nimmt sich der Schreibende Zeit, schenkt dem Briefempfänger Aufmerksamkeit, Zuwendung oder Liebe. Ein handgeschriebener Brief ist ein Unikat, denn keine zwei Menschen auf der Welt besitzen dieselbe Handschrift.
Dazu kommt die Wahl des Papiers und des Stifts. Ein emotionaler Brief kann aus einem spontanen Entschluss heraus auf die Rückseite eines Einkaufszettels oder mit einer anderen Notlösung geschrieben werden. So wie bei Reinhold Messner, der im Lager III am Nanga Parbat einen Brief wie folgt beginnt
„Das Briefpapier ist ausgegangen. Die Blätter vom Tagebuch tun es auch“.
Aus „Gehe ich nicht, gehe ich kaputt“ – Briefe aus dem Himalaya (Malik Verlag)
Bei mehr Muße und Auswahl kann sich der Leser bereits an einem exquisiten Briefpapier freuen, das sogar mit einem Duft versehen und Zeile für Zeile mit sauberer, gleichmäßiger Schrift gefüllt ist.
Die Sprache des Papiers
Briefpapier gibt es in allen Arten und Formen. In Japan sind für verschiedene Anlässe ganz klare Vorgaben üblich, welches Papier-Format verwendet wird.
Für mich gibt es in München zwei Anlaufstellen für die Wahl eines besonderen Briefpapiers: Die Firma Prantl, die die bayerische königliche Familie mit Papier ausstattete, gehört bis heute zu den ersten Adressen für feine Druckwaren und besonders Stahlstich in ganz Deutschland. Maria Callas, Wassily Kandinsky, Richard Strauss und Thomas Mann gehörten zu den Stammkunden. Hier werden klassisch geprägte Briefkarten und Briefbögen exklusiv hergestellt.
Oder aber mein Weg führt mich nach Schwabing zu CARTA PURA – dem Buchbinderladen in München. Neben einer großen und prächtigen Auswahl von japanischen Papieren findet man hier Notiz- und Tagebücher von Rivoli, Briefkarten und Briefpapierblöcke. Diese Papiere werden auf besonders langsam laufenden Maschinen gefertigt. Dies führt zu einer deutlich höheren Qualität. Von zartrosa über einen warmen Gelbton bis hin zu himmelblau reicht die Farbpallette.
Aus der Übung
Es kann gut sein, dass es sich merkwürdig und ungewohnt anfühlt, mit der Hand zu schreiben. Doch psychologische Untersuchungen belegen einen positiven Effekt des Schreibens mit der Hand. Es zwingt zur Langsamkeit und somit mehr Nachdenken. Gleichzeitig regt es emotionale Zentren im Gehirn mehr als das Schreiben mit einem Computer oder Smartphone an.
„Eine fließende Handschrift bringt die Gedanken zum Fliegen“, sagt dazu die Autorin Cornelia Funke
Gedanken zum Fliegen zu bringen und aufs Papier zu lenken kann zu unvergesslichen Valentinsgeschenken führen.
Anregung gesucht?
Titus Müller hat sich in Form eines Buches intensiv mit der Kunst des Briefeschreibens auseinandergesetzt. Auf 221 Seiten erfährt man, warum Briefeschreiben glücklich macht und warum diese entschleunigende Art der Kommunikation gerade eine Renaissance erlebt. Auf unnachahmliche Art erzählt er Geschichten um besondere Briefe und Briefwechsel von Robert Schumann und Clara Wieck, Harry Rowohlt, Antoine de Saint-Exupéry, C.S. Lewis, Ludwig van Beethoven oder Rosa Luxemburg, die berühren und inspirieren.